Wird uns das Blau fehlen?

Datum: 25.04.2024
Geographische Position: Vigo
Nautische Position: 4214’.5 N, 00843’.5W
Total: 12393
Etmal: 0

Endlich Land!

Heute, endlich, haben wir in Vigo angelegt, nach vielen Kursänderungen und verworfenen Plänen. Alle sind sehr glücklich, den Tag draußen verbringen zu können und Kuchen und Obst zu essen, vor allem, da wir zum Abschluss auch einmal abends länger ausbleiben dürfen.

So sehr wir uns auf Land gefreut haben, stellt sich gleichzeitig exponentiell steigend ein Gefühl von Melancholie ein.

Das Fehlen von Grün

Auf den Azoren lag bei einem meiner Briefe eine Karte von einem Kunstwerk bei, ein Bild mit Gießerinnen, die sich um Pflanzen kümmern. Grün dominiert das Bild. Schon auf Bermuda ist uns aufgefallen, wie intensiv das Grün dadurch wirkt, dass wir selten Grün um uns haben.

Blaue Omnipräsenz

Auf dem Schiff ist Blau stets präsent: Es gibt blaue Polster, blaue boiler suits, blaue Putzeimer und Lappen, selbst die Augen meiner Cabin-Mitbewohner sind blau. Nicht zu vergessen ist das Meer, dass uns stets umgibt, auch blau.

Dennoch ähneln sich die Blautöne nur selten. Wenn man in Vigo über die Reling schaut, blickt man in ein sehr grünliches Wasser.
Erinnern wir uns an den Anfang, bei dem das Wasser bei der Ausfahrt aus Sharpness in England eher einem dreckigen Grau glich (was zugegebenermaßen auch daran liegen mag, dass wir am Anfang durch den Kanal gefahren sind).

Je südlicher wir fuhren, desto tiefblauer war das Wasser. Besonders wenn die Sonne ins Wasser scheint, ergibt sich ein Strahlen, dass man am liebsten stundenlang in sich aufsaugen würde. Höhepunkt hinsichtlich Meerfarben war natürlich für die meisten das karibische Türkis, in dem man noch bei acht Metern Wassertiefe den Grund sehen und Fische beobachten konnte.

Bewegen wir uns nun auf den Nordatlantik: Das Nachtblau ist zurück, kombiniert mit höherem Wellengang und dadurch mehr Gischt, die sich als Schaumkronen auf das Wasser legt. Jeden Moment erwartet man förmlich, einen Wal neben dem Schiff im Wasser schwimmen zu sehen.

Zurück in Europa, kurz vor der Biskaya, deren Wasserfarbe wir nicht mehr so wirklich vor Augen haben, ist das Wasser immer noch bläulich, jedoch hat es an Intensität verloren (worüber man sich auch streiten kann).

Wenn man in Vigo über die Reling schaut, blickt man in ein sehr grünliches Wasser, in dem sich heute morgen sogar ein Fischschwarm vergnügt hat.

Blau vs. Grün

In sechs Tagen, wenn wir zurückkommen, haben wir das Grün wieder. Bald sehnen wir uns zurück nach dem Blau, das einen umarmt, in dem man versinken könnte. Man kann stundenlang auf die Wellen schauen, ohne dass einem langweilig wird.

Bald schauen wir wieder auf Häuser anstelle des unendlichen Horizonts, an dessen Ende man meint, die Erdkrümmung zu erahnen.

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