Anna

Wofür bist du dankbar in deinem Leben?

Ship: Regina Maris
Date: 18th of April 2025
Position: Amsterdam, Netherlands
Geographical Position: 52°27.828’N 004°35.741’E
Etmal: 118 nm
Total: 12.714 nm / 23.546,3 km

Das hat mich ein wunderbarer Mensch gefragt, an einem wunderbaren Sonntagabend, zum Ende eines wunder-, wunderbaren halben Jahres. Es war der letzte Sonntag in diesem halben Jahr, das betonte er auch. Und danach würden der letzte Montag, der letzte Dienstag und der letzte Mittwoch, Donnerstag und Freitag folgen, bis es dann am Samstag endgültig vorbei wäre.

Das Lagerfeuer flackerte, wenn auch nur digital und im Hintergrund lief Musik, die allein schon fast imstande war, mir die Tränen in die Augen zu treiben – einfach, weil sie fast vergessene Erinnerungen wachrief. Erinnerungen aus einem anderen Leben.

Denn das hier, dieses halbe Jahr, das ist ein anderes Leben. Ein anderes Leben als zuvor und ein anderes Leben als danach. Wie ein Leben im Leben, ein geschenktes Leben und ich weiß immer noch nicht, womit wir uns dieses einzigartige Geschenk eigentlich verdient haben.

Denke ich an vorher zurück, dann kann ich mich zwar erinnern, aber irgendwie nur vage. So, als wäre es sehr viel länger her als nur ein halbes Jahr. Und genau deshalb tue ich mich an diesem Tag auch etwas schwer mit der Beantwortung der Frage.

Sicher, es gibt Dinge, die ich jetzt nennen könnte: Ich bin dankbar für ein Leben in Frieden, für ein Land mit guter Infrastruktur, in dem ich lebe. Ich bin dankbar dafür, jeden Tag etwas zu essen auf den Tisch zu bekommen und dankbar für die Privilegien, die es nun mal mit sich bringt, dass ich mich im Moment eher zu den Wohlhabenden zählen darf.

Das alles sind Dinge, für die bin ich definitiv dankbar. Aber diese Dankbarkeit erfolgt im Moment rational.

Es gab Momente während der Reise, in denen ich diese Dankbarkeit so viel mehr gefühlt habe. Wir haben so viele Menschen gesehen, die in so anderen Lebensbedingungen leben, als wir es kennen und dadurch erst gelernt, welche Privilegien wir in Deutschland einfach haben. Wir haben gelernt, dass es Länder gibt, in denen du schon reich bist, einfach weil du in Euro oder Dollar zahlst.

Und selbst außerhalb unserer Landaufenthalte gab es so viele Momente, in denen ich wirklich dankbar für die Standards zuhause war: Wenn der Wassermacher mal wieder dafür sorgte, dass wir tagelang nicht duschen durften, wenn unsere Vorräte es nur noch hergaben, tagelang Nudeln mit Pesto zu essen oder wenn wir stundenlang darauf warten mussten, aufs Klo gehen zu dürfen, weil es nur vier Toiletten für über 40 Menschen gibt.

In diesen Momenten war ich unglaublich dankbar für die Privilegien, die ich sonst zuhause habe.

Aber heute ist ein Tag, an dem ich die Dankbarkeit für all diese Dinge nicht wirklich fühlen kann. Ich kann im Moment keine Dankbarkeit für Dinge fühlen, die zuhause sind – zuhause ist immer noch so weit weg. Denke ich darüber nach, wofür ich dankbar bin, dann fallen mir jetzt gerade nur zwei Dinge ein: Menschen, die mich gernhaben und die ich gerne habe – ganz egal, ob zuhause oder hier.

Ich bin in einer Stimmung, in der menschliche Kontakte, Beziehungen, Begegnungen das Wertvollste zu sein scheinen, das ich besitze und das ich erhalten kann.

Und ja, deshalb freue ich mich auch auf zuhause. Wegen all der Menschen, die ich wiedersehe. Und doch muss ich mir eingestehen, dass sie – zumindest für den Moment – in den Hintergrund gerückt sind, jedenfalls in Anbetracht all der wunderbaren Menschen hier. Menschen, mit denen ich so viel erlebt habe. Menschen, mit denen ich wirklich zusammengeschweißt wurde, durch all die verrückten Erfahrungen des letzten halben Jahres. Menschen, die zu meiner zweiten Familie geworden sind – trotz all unserer Unterschiede, irgendwie.

Und deshalb ist das Einzige, was mir auf die Frage, wofür ich dankbar bin, sonst noch einfällt: Diese Reise.

Ich bin dankbar für diese Reise. Weit mehr, als ich es vorher jemals auch nur im Entferntesten gedacht hätte. Weil diese Reise eine viel, viel intensivere Erfahrung war, als ich es mir je hätte träumen lassen können – und weil das etwas sehr, sehr Gutes war.

Es ist wie mit der Dankbarkeit: Ich wusste vorher – rational gesehen, vom Kopf her – auf was ich mich einlasse. Aber ich hatte nicht den geringsten Schimmer, wie es sich anfühlen würde.

Jetzt weiß ich, wie es sich anfühlt.

Und weißt du, was das größte Problem bei der Sache ist? Es fühlt sich mit jedem Tag besser an. Mit jedem Tag schließe ich die Menschen mehr in mein Herz. Mit jedem Tag lerne ich sie besser kennen. Mit jedem Tag möchte ich weniger, dass das hier endet.

Es wird enden, das habe ich akzeptiert. So wie alles enden muss – irgendwann. Ohne ein Ende hätte es nur einen halb so großen Wert. Ohne ein Ende in Sicht würde ich nicht jeden Tag wertschätzen, als wäre es der allerletzte.

Bald wird es der allerletzte sein. Und dann ist es vorbei. Dann bleiben die Erinnerungen. Und die Menschen.

Wofür bist du dankbar in deinem Leben? Weiterlesen »

Letzte Male

Schiff: Regina Maris
Datum: 22. März 2025
Position: Horta, Azoren
Geographische Position: 38°31.946‘N 028°37.494‘W
Etmal: 0nm
Total: 10966nm

(Hinweis: Bei diesem Tagesbericht handelt es sich um eine Art Poetry-Slam, der erst seine volle Wirkung entfaltet, wenn man ihn richtig betont vorliest. Damit euch das zuhause möglich ist, sind die zu betonenden/sich reimenden Wörter extra markiert.)

Eine ganze Weile sind wir nun schon unterwegs

154 Tage schon, unbeschwert und frei.

Und ein halbes Jahr, das geht doch nie vorbei,

heißt es stets.

Und doch sitzen wir hier und haben noch weniger als vier Wochen,

in denen wir hier hocken, füreinander kochen, ab und zu Dinge verbocken und doch versuchen, jeden einzelnen Tag zu rocken,

einfach weil wir wissen, es gibt nicht mehr so viele.

Und einfach weil wir wissen, wir werden es hinterher krass vermissen,

jeden Tag wieder, das Segelhissen, Main, Schooner, Jibs und Mizzen

Wie alle sich im Unterricht zusammenrissen,

weil man schon wieder nur fünf Stunden geschlafen hat.

Und plötzlich reden wir über letzte Male,

was wir eigentlich nie geplant hatten.

Man rechnet ja nicht damit, dass diese unendlich scheinende Zeit jemals verstreicht,

weil unendlich doch eigentlich reicht.

Doch jetzt verstehen wir, dass unendlich nur unendlich scheint,

weil unendlich hier doch nur ein halbes Jahr meint.

Und plötzlich reden wir über letzte Male.

Letzte Wale, die wir sehen,

letzte Mahle, die die Galley schon wieder zu spät vorbereitet,

letzte Wechsel in der Crew, die uns nach Hause begleitet.

Wenn wir langsam nach Hause gleiten,

uns Winde nach Hause leiten,

blicken wir letzte Male in die unendlichen Weiten

und beschreiten langsam diesen weiten

Weg nach Hause – es sind einmalige Zeiten.

Und plötzlich reden wir über letzte Male.

Der letzte Stopp auf den Azoren

Das letzte Mal Schwitzen, es wird wieder gefroren

Und wir fühlen uns jedes Mal wie neu geboren

Wenn wir jetzt duschen, weil es nicht mehr schwankt,

obwohl auch das etwas ist, was man irgendwann „tankt“

und nein, ich würde nicht sagen, dass es mittlerweile langt.

Das hier ist jetzt unser Leben:

Festklammern an allen Streben, damit man nicht umfällt,

alles nur noch festkleben, damit es nicht herunterfällt.

Und laut singen zu „Herzbeben“, weil das Malte so gefällt.

Wir sind in unserer eigenen Welt.

Und eigentlich wollten wir um kein Geld in der Welt zurück in unser altes Leben, 

wenn alles wieder zurückfällt

an seinen angestammten Platz, der vielleicht gar nicht mehr richtig ist.

Natürlich haben wir zuhause auch vermisst!

Es ist schließlich zuhause!

Da kann man auch mal Pause

Machen und da ist alles, was man kennt

Und was man sein Eigen nennt.

Doch das, wofür man brennt?

Das ist jetzt auch hier und das wird hier bleiben.

Auf diesem Schiff, in all dem bunten Treiben,

während wir über die Wellen treiben

und Tag für Tag fleißig Tagebuch schreiben,

um diese Zeit niemals zu vergessen.

Deshalb sind wir so versessen

Auf jeden einzelnen Moment

Eigentlich kann man gar nicht messen

Wie groß hier unser Glück ist, wenn man es nicht kennt

Und auch uns wird es voll und ganz erst danach aufgehen

Wo wir Tag für Tag hier aufstehen

Was wir alles sehen

Wie verrückt das alles ist

Und plötzlich reden wir über letzte Male.

Und plötzlich sind sie da, die letzten Tage.

Und da ist sie, diese eine Frage:

Was bleibt, wenn das hier vorbei ist?

Wenn man sich nicht mehr sieht, sondern nur noch vermisst?

Wenn man nicht mehr jeden Tag Segel hisst,

nicht mehr Seite an Seite das Gleiche isst?

Vieles geht vorbei, doch ich hoffe, manches bleibt,

was uns noch länger durch die Köpfe treibt.

Es sind Geschichten, die man schreibt:

Geschichten von Anfängen und Geschichten von Enden,

Geschichten von Urwäldern und so vielen Stränden,

Geschichten von Seekrankheit und Euphorie,

und ich weiß, diese Geschichten vergessen wir nie.

Es sind Erinnerungen, die bleiben.

Plötzlich reden wir also über letzte Male.

Dann ist die letzte Nachtschicht, in der man Schlaf vergisst,

das letzte Lieblingsgericht, das man hier nochmal isst,

die letzte Staubschicht, die nach dem Deep Clean noch übrig wäre

Und das hier mein letzter Tagesbericht

Danke fürs Lesen – es war mir eine Ehre.

Letzte Male Weiterlesen »

“What is the plan for today?” – “Überraschung!”

Ship: Regina Maris
Date: 17th of February 2025
Position: Marina Hemingway
Geographical Position: 23°05.276’N, 082°29.946’W
Etmal: 0 nm
Total: 7,782 nm

If there is one thing we have learned during our journey so far, it is that you can’t plan anything on a sailing ship.

No matter how hard you try, something unexpected always comes around the corner and throws off even the best-laid plans. By now, we’ve all gotten used to that. After almost four months, you learn to be spontaneous.

To minimize potential disappointment, the teachers have developed their own strategy: They reveal the planned activities as late as possible. So, whenever you ask too early about the plans, the only answer you get is: „Überraschung!“ (And yes, I know how to translate that word into English, but the German version has far more style and fits better in this context! ;))

On this Monday, the students started their day without any clue about what was going to happen. Again, the only answer given was: „Überraschung!“. They didn’t know anything when they woke up, they didn’t know anything when they got on the bus, and they didn’t even know anything when we were already on our way.

The only thing they did know was that today started really, really early…

Well, early is relative. If you ask a member of the Bravo Watch, then 6 a.m. isn’t early. From personal experience (as I am a member of Bravo Watch right now), I can tell you that waking up at 6 a.m. today was not difficult at all – at least compared to 4:30 a.m., which we have to do every day at sea.

But of course, there are also the other watches and many people who are not exactly early birds. On other days we’ve spent on land, it has happened more than once that certain people were still in bed two hours after wake-up.

So, as one of the only people with an alarm clock, today it became my duty to wake up everyone else – a typical watch leader task. 😉

I hope the students had as much fun as I did this morning… but I’m not so sure about that. The first song played was, of course, „Santa Maria“ (an inside joke on our ship to annoy people). Then we continued with several math songs and even a Disney song in Latin (greetings to my Latin teacher!).

By 07:00, when our bus left, everyone was actually awake and on board. So, we set off to an unknown destination. Even our tour guide (the same one we had for our day in Havana) was part of the „game“ and called today’s plan a “Überraschung.”

Many people were still a little sleepy and used the bus ride for a nap. After a short break at a famous viewpoint, where we bought souvenirs or listened to a band playing „Guantanamera“, the time had finally come to end all the wondering and guessing. Well, at least partially.

Our tour guide announced the first „Überraschung“ of the day: We were going to visit a cave!

Inside, the cave was very dark, wet, and surprisingly warm. Luckily, there were no living dragons or other monsters, so nobody had to be afraid.

Some people whisper that during dark and lonely night watches, stories are told about the „Jungbrunnen“ – the fountain of youth – and the idea of living forever. Without expecting anything like that, we actually found one of these legendary fountains inside the cave. Another „Überraschung“ on this day full of surprises…

And of course, we took the chance to wash our faces with the magic water. So, if you believe the legend, from now on, we will stay the same age forever. Whether that’s a dream or a nightmare – well, opinions are divided.

After a chaotic group picture (have you ever seen a group picture that wasn’t chaotic?), Maxim „lost“ a shoe and had to leave the cave with only one. Just another completely normal day at Ocean College. 🙂

We then headed to our final destination and finally learned the rest of today’s plan. The secret „Überraschung“ was a beach day at one of the most beautiful beaches in Cuba!

In free-shore-leave groups, we all had the chance to spend the day however we wished. Many groups left the beach for a while to find lunch, while others stayed. We went swimming and relaxed on the sand. Even though we’ve seen many beaches by now, this one still felt special. The sand was almost white, and the water displayed every shade of blue, from a very light turquoise to a deep, dark blue.

It is almost impossible to describe in words, true understanding only comes from seeing it yourself.

However, we knew this would be our last proper beach day, so we tried to enjoy it as much as we could. I just hope no one got a sunburn after all those hours in the sun, that would be the kind of Cuban souvenir you don’t want to take home.

The bus ride back was spent in many different ways: some people slept again, some listened to music and some just joked about meaningless things (e.g., „Birnenzwiebeln“) or had deeper discussions.

Every now and then, the silence was interrupted by the excited exclamation „Begeisterung!“ – this happened every time the bus reached exactly 42 km/h. If you don’t understand why, don’t ask, it was a long day…

After dinner, finally, the day held no more „Überraschungen“. We watched a movie and then went to bed.

So yes, sometimes even a sailing ship and its crew experience a day where everything goes according to plan. Let’s see what happens next…

“What is the plan for today?” – “Überraschung!” Weiterlesen »

Vera & die wilden Veggies

Blog-Beitrag von den Expi-Tagen der Gruppe mit Malte

Das epische Abenteuer von Vera, Kathy, Flurina, Nele, Anna, Litti, Maja und Malte – 6 Tage auf freiem Fuß in Costa Rica.

Noch bevor wir die Johnny verlassen haben, starteten die ersten Planungen bezüglich unserer Expi-Tage. Wir waren uns sofort einig: Ein guter Gruppenname muss her. Nach ein paar Vorschlägen stand schnell fest, welcher es wird: „Vera & die wilden Veggies“. Die davon nicht ganz so begeisterte Vera beschloss daraufhin, für den gesamten Costa-Rica-Aufenthalt vegan zu leben (was sie, so viel kann ich schon verraten, durchgezogen hat).

Schon vom Ocean College geprägt, haben wir das Prinzip des „Durchzählens“ voll durchgezogen.
1 – Maja
2 – Anna
3 – Litti
4 – Vera
5 – Kathy
6 – Flurina
7 – Nele
8 – Malte

Natürlich musste auch Teamwear her, angepasst an den costaricanischen Style. It’s Bandana Time 😉

Zusammenfassung

Tag 1

Am 19.01. starteten unsere Expi-Tage auf der Kaffeefarm. Nachdem wir die Zelte abgebaut und gefrühstückt hatten, wurden wir von Carlos zur Bushaltestelle gefahren, an der wir etwa 40 Minuten zu spät in den Bus nach San José eingestiegen sind.

Gegen Mittag kamen wir dort an und mussten dann mit unserem gesamten Gepäck zu einem anderen Busterminal laufen, was sehr anstrengend war. Dort angekommen, ist die Expi-Gruppe von Mats direkt vor uns weggefahren und wir haben den Bus nach ihnen genommen.

Im Bus haben wir uns mit vorher eingekauftem Proviant gestärkt und sind – überraschenderweise eine Stunde kürzer als gedacht – zu einer anderen Busstation weitergefahren. Von dort ging es dann in den letzten Bus, der uns schließlich nach La Fortuna brachte. Tatsächlich haben wir in diesem Bus Mats‘ Expi-Gruppe wiedergetroffen, die wir jetzt eingeholt hatten – nur, dass wir zwischendurch gegessen haben und sie nicht :).

Endlich in La Fortuna angekommen, hat ein Taxi unser Gepäck in die Unterkunft gebracht und eine kleine Gruppe ist für den Abend und den nächsten Morgen einkaufen gegangen. In der Unterkunft konnten wir schließlich in unseren Pool springen und ein leckeres Abendessen genießen.

Tag 2

Am 20.01. hatten wir einen sehr entspannten Vormittag. Während manche früh zum Telefonieren aufgestanden sind, haben andere die erste Gelegenheit seit drei Monaten zum Ausschlafen genutzt.
Ansonsten haben wir vormittags eher herumgegammelt, was für uns auch mal wieder sehr schön war.

Nachmittags ist ein Teil der Gruppe in einen Nationalpark mit einem sehr beeindruckenden Wasserfall gefahren, der Rest ist in die Stadt gegangen, hat Sushi gegessen und eingekauft. Später haben wir uns alle wieder getroffen und haben uns noch ein bisschen die Läden angeschaut.

Tag 3

Am 21.01. sind wir nach Puerto Viejo gefahren – diesmal mit einem Privatshuttle statt mit Bussen, um Zeit zu sparen. Die Fahrt war sehr entspannt und hat uns viel Zeit in unserer nächsten Unterkunft ermöglicht. Diese hatte wieder einen Pool und war insgesamt sehr schön. Abends sind wir lange wach geblieben und hatten eine sehr schöne Zeit.

Tag 4

Am 22.01. haben wir uns nach dem Frühstück Fahrräder ausgeliehen und wieder in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe ist zum Playa Negra, einem schwarzen Strand, gefahren und hat Zeit zum Shoppen in der Stadt verbracht. Die andere Gruppe ist in einen Nationalpark gefahren und hat auf dem Weg dorthin ein Faultier gesehen!

Im Nationalpark haben sie eine Wanderung durch den Schlamm im Urwald gemacht, einige coole Tiere gesehen und sind schließlich auch an einen kleinen Strand gegangen und ins Meer. Als wir uns wieder alle in der Unterkunft getroffen hatten, sind wir noch ein bisschen in den Pool gegangen, waren einkaufen und hatten noch einen sehr schönen Abend.

Tag 5

Am 23.01. ging es weiter zu unserer letzten Unterkunft, der One World Farm. Diese liegt auch in der Nähe von Puerto Viejo, allerdings auf einem Hügel im Urwald.

Nachdem wir unsere vorherige Unterkunft verlassen hatten, teilten wir uns mal wieder auf. Nele, Fufu, Maja, Kathi und Vera sind in die Stadt gegangen, haben Sushi gegessen und sind dann den Hügel nach oben zur Farm gewandert, auf der Malte bereits mit unserem Gepäck gewartet hat, das ein Uber nach oben gefahren hatte.

Litti und ich (Anna L.) sind in die Stadt gegangen, in der Litti einen Termin in einem Tattoostudio hatte. Mit ihrem sehr coolen Hai-Tattoo sind dann auch wir zur One World Farm gelaufen, bzw. ein Stück des Hügels per Anhalter hochgefahren.

Auf der Farm haben wir uns in unseren Hängematten entspannt, bis es Abendessen gab. Nach dem Essen war der Tag aber noch lange nicht vorbei – in einer abenteuerlichen Tuk-Tuk-Fahrt den Berg herunter im Dunkeln ging es noch einmal in die Stadt, wo wir uns in einer Strandbar mit zwei anderen Expi-Gruppen getroffen haben.

Nach viel Herumhüpfen und Karaoke wurden wir wieder von unseren vertrauten Tuk-Tuks abgeholt und zurück nach oben gebracht.

Tag 6

Am 24.01. haben wir Frühstück auf der Farm bekommen und durften anschließend an einer Finca-Tour teilnehmen, auf der uns viele unterschiedliche Pflanzen gezeigt wurden.

Danach wurden wir noch durch den Urwald geführt, sind durch Bäche gewatet und haben viele coole Bäume, Pflanzen und Insekten gesehen. Zurück auf der Farm wurden wir netterweise vom Nachbarn den Berg hinuntergebracht und haben uns unten ein Shuttle nach Bribri bestellt.

Essen

Also, zum Essen: Die Lebensmittel waren alle ziemlich teuer. Wir haben zwar versucht, viel Verschiedenes zu kochen, wie beispielsweise am ersten Abend Bowls & Nudeln, doch schlussendlich bestanden einige Mahlzeiten aus Avocado, Reis mit Bohnen und Gewürzsalz – besonders unser Frühstück.

Oftmals haben wir auch noch Tortilla-Chips mit so einer Bohnenpaste gegessen. Wir haben auch mal asiatisch bestellt, Popcorn gemacht und einen schönen Abend miteinander gehabt.

Zwischendurch haben wir auch mal Sushi gegessen, was mega war. Dazu gab es Mangosaft und Virgin Coladas.

Beim Kochen haben wir immer Musik gehört und hatten einen mega schönen Vibe. Malte hat mega oft Bananen- und Ananas-Milchshakes gemacht, die mega lecker waren. In unserer zweiten Unterkunft haben wir auch einen veganen Kokoskuchen gemacht, welcher super lecker war.

Auf der One World Farm bekamen wir Essen aus zum Teil dort angebauten Früchten, Gemüse und Salat. Zum Frühstück gab es Porridge mit Leinsamen und jede Menge heimischer Früchte.

Unterkünfte

Die erste Unterkunft war ein Airbnb in der Nähe von La Fortuna. Das Airbnb bestand aus zwei kleinen Häuschen. Im ersten Haus waren die Küche, das Wohnzimmer und eine Waschmaschine, für die wir sehr dankbar waren. Im anderen Haus waren die zwei Schlafzimmer und die dazugehörigen Badezimmer. Das Highlight der Unterkunft war der Pool.

Unsere zweite Unterkunft war in der Nähe von Puerto Viejo und ebenfalls ein Airbnb. Es bestand aus zwei Stockwerken. Im oberen Stockwerk gab es ein riesiges Doppelbett und ein Bad mit Außendusche. Eine wunderschöne Küche mit Kücheninsel, das Wohnzimmer, ein weiteres Bad – ebenfalls mit einer Außendusche – und zwei weitere Schlafzimmer waren im unteren Stockwerk. Eines der Schlafzimmer hatte ein Doppelbett und das andere hatte zwei Stockbetten, die sehr breit und gemütlich waren.

Die dritte Unterkunft lag mitten im Dschungel in der Nähe von Puerto Viejo. Die One World Farm ist eine ökologische Farm/Finca von zwei deutschen Auswanderern, die eine Selbstversorger-Farm aufbauen. Bei ihnen durften wir unsere Hängematten aufspannen und die letzte Nacht in einem offenen Saal schlafen. Gegessen haben wir mit den Volunteers und den Besitzern in der offenen Küche.

Tiere

Auf unseren Expi-Tagen sind uns mehrere Tiere begegnet. Es begann damit, dass uns beim Airbnb eine kleine Schlange begrüßte, die aber große Angst vor uns hatte und deswegen erstarrte. Darauf folgte, dass ein Capybara an uns vorbeilief, als wir in die Stadt gingen, um zu shoppen. Das war sehr aufregend, da wir diese Tiere vorher noch nie richtig real gesehen hatten, sondern nur im Internet.

Sehr prägend waren die Mücken, die uns jeden Abend ihre Liebe bewiesen haben. Ebenso wenig erfreulich war die Ameisenstraße, die sich durch unsere Küche erstreckte und uns unser Essen stibitzte.

Jedoch wurde es in den folgenden Tagen besser, weil uns immer mehr Tiere begegneten. Wir sahen Kolibris und Geier. Als wir auf einem Ausflug zu einem Nationalpark fuhren, begegnete uns ein Faultier, das sich auf einer Stromleitung fortbewegte. Im Nationalpark begegneten uns Brüllaffen, Tukane, Ara-Papageien und Leguane.

Die One World Farm war auch sehr besonders, da wir dort Spidermonkeys sahen, eines davon trug sogar ein Baby auf dem Rücken. Bei der Dschungeltour trat Fufu sogar auf eine schlafende Schlange und wir sahen einen Pfeilgiftfrosch.

Außerdem begegneten uns dort mehrere Hundertfüßer und eine Gelbfleckspinne. Zusätzlich sahen wir Bulletameisen, die einen Durchmesser von 3 cm hatten. Jule, die Besitzerin der Farm, erzählte uns, dass der Name daher kommt, dass der Stich dieser Ameise sich wie ein Kugelschuss anfühlt.

Am schönsten fand ich persönlich den Rückweg zu den Bribris, auf dem ich einen wunderschönen Leguan sah und ein Faultier, das nur zwei Meter über der Erde an einem Ast hing.

Herausforderungen

Wenn sieben Jugendliche mit nur einem Erwachsenen alleine unterwegs sind, gibt es eines in Massen: Probleme.

First things first: Essen bzw. das Budget dafür. Wir hatten gehofft, dass wir durch das Selbstkochen Geld sparen könnten, hatten dabei aber nicht mit den Lebensmittelpreisen in Costa Rica gerechnet, die die in Deutschland doch schon übertreffen – zumindest was frische Lebensmittel angeht.

Rückblickend betrachtet wären wir vermutlich günstiger weggekommen, wenn wir öfter mal direkt Essen gekauft hätten, da sich die Preise teilweise doch in Grenzen hielten.

Während Budget und Essen schon ein Problem darstellten, war das Thema Gepäck eine ganz andere Liga. Vor allem, wenn es hieß, dass wir mal wieder umziehen, mussten wir immer bei Bussen und Taxis bedenken, wie viel Gepäck wir hatten. Und mit viel meine ich: Jeder hatte einen großen Wanderrucksack und einen mehr oder weniger kleinen Tagesrucksack. So musste man eigentlich immer mit acht Personen und acht Körpern rechnen, so viel Platz nahmen die Rucksäcke weg. Auch konnten wir mit dem Gepäck nur sehr, sehr kurze Strecken laufen, da wir 15 bis 25 kg auf dem Rücken trugen.

Nachdem wir diese Rucksäcke beim Umsteigen 30 Minuten lang durch San José geschleppt hatten, haben wir uns einstimmig entschieden: Nicht nochmal.

Da Maja sich netterweise schon bei der Sprachschule um all unsere Unterkünfte gekümmert hat – die auch sehr schön waren –, war dies tatsächlich unser kleinstes Problem.

Was noch offen war, war die Frage, wie wir zu den Orten hinkommen. Dabei war Costa Rica nicht wirklich unser Freund: Einen normalen Taxiservice gibt es nämlich eigentlich nicht. Stattdessen gibt es Tuk-Tuks, wo allerdings das Problem Gepäck wieder eine große Rolle spielte. Unsere Lösung war, dass wir bei laufbaren Strecken das Gepäck mit ein paar Leuten vorschickten und der Rest ohne Rucksäcke lief.

ÖPNV zu benutzen fiel auch weg, da es keinen Busfahrplan gibt und man nur über Blogs im Internet erahnen konnte, wie die Busse eventuell fahren. Für den Umzug von La Fortuna nach Puerto Viejo hatten wir das Glück, einen Shuttledienst zu finden, der uns mit Gepäck in einem Minibus auf direkter Strecke von der Haustür unseres vorherigen Airbnbs zum nächsten kutschierte. Während wir alle die Möglichkeit zum Schlafen nutzten, blieb nur Litti noch wach.

Was die Einhaltung des Budgets allgemein angeht, so sind wir tatsächlich ganz gut im Rahmen geblieben. Nur das Shuttle nach Puerto Viejo und ein paar Tuk-Tuk-Fahrten mussten wir aus unserer eigenen Tasche zahlen.

Fazit

Die Expi-Tage – Freiheit mit nur drei Einschränkungen: Zaster, Zeit und Ziel.

Man kann aber echt viel aus einer Woche in Costa Rica mit 40 $ pro Person und Tag machen: Zwei Unterkünfte, die jedem 5-Sterne-Hotel das Wasser reichen können, vier (+ 2 x ½) wunderschöne Tage am Strand, im Nationalpark, in der Stadt oder auch on the Road – und das Ganze (fast) ohne selbst etwas beisteuern zu müssen.

Klar, es gab Herausforderungen wie die Busverbindungen, die Kommunikation oder den Abwasch ;D, aber die konnten wir zusammen gut meistern. Dafür haben wir echt viel von der tropischen Flora und Fauna gesehen: Faultiere, Schmetterlinge, Mäusekondore etc.. Jeder Tag war anders, aber auf seine Art besonders – echt schwer, sich einen Favoriten auszusuchen!

Wenn ich abschließend schreibe, dass es trotz einiger Herausforderungen insgesamt eine fantastische Zeit war, werden mir höchstwahrscheinlich alle zustimmen.

Vera & die wilden Veggies Weiterlesen »

Leaving our new home – crossing a border

Ship: Reggie
Date: 10.01.2025
Postion: Costa Rica

Today has been a very special day. You might argue that you could say things like that about almost every day of our voyage. But this time, we had quite another context.

Today, we left our new home, our beloved Regina Maris, the place where we ate, slept, learned and had watch for nearly three months now (except for a few days in Morocco, but that doesn’t count). From today on, we will stay nearly three weeks on land, the longest time ever for our whole journey.

And yes, it feels kind of weird. Over the past few months, we got used to so many things! What a strange thought to sleep anywhere else than in our bed where we can barely turn to the other side while sleeping because there is so much stuff! What a strange feeling to get food from anywhere else than the galley, which is not even cooked by anyone of our companions! And most of all: What a strange idea to have solid ground under our feet for a longer time!

It is not as easy as you might think to leave all the constants behind that your life has for the moment – as little as they may be.

But of course, that is only the one side. The much bigger part of our emotions was held by something else: Excitement!!!

Waiting on the main deck with all the backpacks, we realised: We were about to dive right into another adventure. Costa Rica!

Most of us had no clue what exactly was waiting for us in this country, but it would be an adventure either way. And let’s be honest: If we didn’t like adventures somehow more than our routines, we maybe wouldn’t be on a sailing ship for half a year. So we waved goodbye to our ship and crew and nearly flew away with the speedboat that shuttled us.

It’s a little miracle how relaxed we were all the time, even when the engine of the speedboat seemed to break – I suppose we were a little bit too heavy with all the HUGE backpacks. But after all the rides with our dinghy, things like that became quite normal to us. At least we reached land safely.

After a little break (which was used by a bunch of smartphone-addicted teenagers who got their phones today to stare intensely at the screen, even without Wi-Fi), we took a bus that brought us to the border between Panama and Costa Rica.

Throughout our journey, we experienced borders in many different ways. When you are on the ocean, borders tend to lose any importance. The sea looks pretty much the same everywhere, completely independent of the country it theoretically belongs to. When we are sailing, we can only know which land we are passing by the flag that is up and our map in the wheelhouse.

Borders somehow lose importance on the ocean. And so it gets much easier to realise that, in the end, borders between countries are man-made…

But we also saw the other side often enough. We all noticed how the captain, Marie, Kaspar and Maxim had to organise official things with the authorities in every new country before we were allowed to step on land. And today, we finally experienced a third way of dealing with borders: We crossed one on foot!

Well, that sounds like a really long and exhausting walk. In fact, we just left our bus, walked for around 10 minutes and then took another bus. But it was a special experience though!

Between Panama and Costa Rica, there flows a river, so we had to cross a bridge. When we stepped on the bridge, we were in Panama and when we left the bridge, we were in Costa Rica. Travelling from one country to another has never been that easy…

Finally, in Costa Rica, we took another bus that brought us to the Bribris, where we will spend the next few days and see how the indigenous people in Costa Rica live. The first things that excited us when we arrived were a lot of bananas free to eat and the fact that we are allowed to shower every day and not just twice a week.

You see how our needs change.

So yes, today has been a very special day. We left our home and crossed a border. And while I’m writing this daily report, I feel like that fits also in a bigger context.

Doesn’t that sound like the whole Ocean College journey? Aren’t we crossing the border of our personal comfort zone over and over again, each day a new?

Of course, we are. But it’s worth it. That’s adventure. That’s why we are here!

Anmerkungen:

Marie: Das ist so cool hier, das ist echt Wahnsinn. Freu‘ mich aufs Telefonieren bald! Grüße <3

Leaving our new home – crossing a border Weiterlesen »

Treppen, Türen – transatlantische Probleme

Schiff: Regina Maris
Datum: 11. Dezember 2024
Position: Atlantik
Geographische Position: 17°08.901N 040°45.323W
Etmal: 3928nm
Total: 189nm

Unser Leben zurzeit sieht wirklich sehr anders aus als der Alltag der Allermeisten zuhause. Das ist auch irgendwie logisch, oder? Schließlich wohnen wir im Moment auf einem Segelschiff und befinden uns irgendwo in der Mitte des Atlantiks!

Bald zwei Monate sind wir jetzt schon unterwegs und die Zeit schien gleichzeitig sehr schnell und sehr langsam zu vergehen… Wenn jeden Tag so Vieles passiert (und glaubt mir: Kein Tag ist wie der andere), können einem auch fast zwei Monate wie eine sehr kurze Zeit vorkommen.

Hin und wieder merken wir dann aber doch, wie lange wir wirklich schon unterwegs sind. Denn nach einiger Zeit auf einem sich ständig bewegenden Segelschiff mit immer den gleichen Leuten entstehen ein paar Angewohnheiten, die wir vermutlich nicht mehr so schnell wieder loswerden…

Es fängt schon an, wenn wir uns morgens anziehen. Wer Nachtwache hat und die Anderen nicht stören will, macht erst gar nicht das Licht an. Ein blinder Griff ins Regal, die Kiste oder ans Fußende des Bettes genügt völlig. Wie die Dinge aussehen, die man dann anzieht? Völlig egal.

Wenn wir hier eines lernen, dann, dass man dieselbe Kleidung auch deutlich (!) länger als nur einen Tag tragen kann. Meistens bleibt uns auch gar nicht anderes übrig, wenn wir die begrenzte Menge an Kleidung, die wir mitgebracht haben, nur einmal die Woche waschen können.

Nach ein paar Tagen entsteht zwar eine interessante Mischung aus Flecken (meist eine Mischung aus Engine-Room-Schmutz, Essensresten und irgendetwas Undefinierbarem dazwischen), aber das stört dann auch niemanden mehr – was das angeht, sitzen wir alle wortwörtlich im selben Boot.

Will man nach dem Anziehen dann zur Watch oder zum Frühstück nach oben, stehen die nächsten Herausforderungen an: Die Treppen. Dunkel können auch wir uns noch an eine Zeit erinnern, in der wir sorglos Treppen rauf und runter gerannt sind.

Für die nächsten vier Monate bleibt das keine gute Idee. Unsere Treppen hier sind recht steil, dazu bewegt sich das Schiff noch. Wer keine Lust hat, die gesamte Treppe hinunterzufallen (was schon mehrmals passiert und echt nicht angenehm ist), tut gut daran, Treppen immer seitlich oder rückwärts zu gehen und sich gut festzuhalten.

Dass man Treppen auch an Land auch anders hinuntergehen kann, haben wir fast schon vergessen. Als im Film beim Filmabend neulich der Protagonist eine Treppe hinunterrannte, waren wir doch einen Moment ernsthaft irritiert.

Der Grundsatz „Eine Hand für mich, eine Hand fürs Schiff“ hat sich dauerhaft in unser Gehirn eingebrannt. Es wird also vermutlich auch nach unserer Rückkehr an Land eine Weile dauern, bis wir uns beim Treppensteigen nicht mehr krampfhaft am Geländer festhalten…

Ich habe im Übrigen keine Ahnung mehr, was an Land die größten Gefahren sind. Vielleicht der Straßenverkehr? Krankheiten? Hier bei uns an Bord ist diese Fragen deutlich leichter zu beantworten. Neben den Treppen unsere größte Gefahrenquelle sind: Türen!

Ja, richtig gehört! Die eigentlich so harmlos erscheinenden Teile der Wand, die man öffnen und schließen kann, um Räume voneinander zu trennen, haben durchaus Gefahrenpotenzial. Wem das komisch erscheint, der muss sich wieder an den Seegang erinnern, dem wir hier auf dem Ozean ausgesetzt sind.

Türen können plötzlich hin- und herschwingen oder zuschlagen, wenn man nicht richtig aufpasst. Dass es dann nicht so cool ist, wenn die Finger dazwischen kommen, mussten leider schon einige am eigenen Leib erfahren.

Deshalb gilt jetzt noch größere Vorsicht mit Türen. Hin und wieder erinnern wir uns an früher zurück, wenn wir zuhause Türen zugeschmissen oder geknallt haben. Aber das wird jetzt nicht mehr so schnell passieren. Eine sichere Tür ist für uns im Moment nur eine, von der man die Türklinke so lange in der Hand behält, bis sie wieder geschlossen ist…

Irgendwann hat man es dann vielleicht geschafft, an Treppen und Türen vorbei, ohne sich zu verletzen und in den Messroom zum Essen. Für alle, die Geschwister haben, ist der Zustand hier vermutlich gar nicht so fremd, aber trotzdem unbekannt in den Ausmaßen. Jeden Tag beginnt er von Neuem: Der Kampf ums Essen.

Eigentlich müsste man sich gar keine Sorgen machen – theoretisch ist genug Essen für alle da. Trotzdem haben die Allermeisten ein sehr großes Interesse daran, bei der Essensausgabe weit vorne zu stehen. Während der ersten Wochen hat das dazu geführt, dass die Essensschlange durch den gesamten Messroom führte und überhaupt kein Durchkommen war.

Mittlerweile haben wir eine neue Regelung und die Tische dürfen sich nacheinander anstellen. Daran, dass der Durchgang im Messroom komplett versperrt ist, ändert das meistens aber trotzdem nichts.

Wenn man erstmal sein Essen hat, muss man eigentlich seine gesamte Konzentration darauf verwenden, dass man sein Essen auch behält. Lose Essensbestandteile auf dem Teller machen bei Wellengang gerne mal den Abflug. Und das Besteck erst recht. „Den Löffel abgeben“ hat bei uns schon eine ganz eigene Bedeutung bekommen.

Also versuchen wir bei jeder Mahlzeit wieder, sowohl unser Besteck als auch unseren Teller festzuhalten und wünschen uns ein Paar zusätzliche Hände. „Entspanntes Essen“ ist zu einem ziemlich fremden Konzept geworden…

Natürlich gibt es jeden Tag auch einige Meetings (bevorzugt nach dem Essen). Diese Meetings werden angekündigt, indem die Schiffsglocke geläutet wird. Dann versammeln sich alle auf den Bänken auf dem Main Deck. Sind endlich alle da, aber immer noch zu laut, dann kommt der wohlbekannte Klatschrhythmus von Lisa: Sie klatscht vor, wir klatschen nach und danach soll es dann still sein.

Nach fast zwei Monaten auf diesem Schiff sind wir ziemlich konditioniert, was diese beiden Signale angeht. Wann immer jemand klatscht (und es muss nicht mal Lisa sein!), klatscht irgendwer automatisch nach. Und die Glocke… Naja, vermutlich ist es ein Wunder, dass noch niemand so richtig die Treppe runtergeknallt ist, weil er die Glocke gehört hat und schnell zum Meeting wollte – ihr erinnert euch.

Ich bin gespannt, wie wir damit umgehen werden, wenn wir zurück an Land sind und so eine Glocke hören. Macht euch auf einen Haufen Jugendlicher gefasst, die völlig verwirrt nach ihrem Meeting suchen…

Und dann, wenn wieder ein ereignisreicher Tag vorbei ist, bleibt eigentlich nur noch eine Frage: In welche Richtung lege ich mich heute schlafen?

Diese Frage, die zuhause wohl kaum Bedeutung hat, kann hier darüber entscheiden, ob man gut oder schlecht schläft. Bei Schieflage mit dem Kopf nach unten zu liegen, sodass das Blut in den Kopf fließt, ist nämlich nicht so angenehm…

An manchen Tagen haben wir Glück und die Wellen schaukeln uns angenehm in den Schlaf. An anderen Tagen fahren wir nachts eine Halse und das Schiff neigt sich plötzlich zur anderen Seite. Aber für so was gibt es schließlich das Konzept vom Mittagsschlaf…

Treppen, Türen – transatlantische Probleme Weiterlesen »

Nach oben scrollen
×