Reiseblog 24/25 Johann Smidt

Hier bloggen die Teilnehmer:innen der Ocean College Winterreise über ihren Alltag eines Auslandsjahres auf dem Segelschiff Johann Smidt

Der letzte Tagesbericht

Schiff: Johnny
Datum: 20.04.2025
Position: Wieder zu Hause

Verehrte SchülerInnen, LehrerInnen, Crew, Eltern, Großeltern, Geschwister, Tanten, Onkel, Freunde, Haustiere, ehemalige Medics und natürlich unseren Dad, Johan.

Es scheint eine Ewigkeit her zu sein, als wir uns dazu entschlossen haben, etwas ganz Verrücktes zu tun: Sechs Monate keine Privatsphäre. Doch das hielt uns nicht davon ab, uns bei Ocean College zu bewerben. Selbst Johans zahlreiche Versuche, uns von dieser Reise abzuhalten, waren erfolglos.

Und so steht jeder Einzelne von uns jetzt hier – mit 27 sind wir gestartet und mit 27 kamen wir wieder an.

Ich erinnere mich noch genau an das nervöse Kribbeln, als ich im Auto saß, der Moment, wo ich dachte: „Oh shit, jetzt gibt es kein Zurück mehr“ und die Aufregung, als ich das erste Mal die Johnny sah.

Doch sobald ich ankam, wurde ich herzlich begrüßt, und alle Sorgen waren mit einem Mal verschwunden. Von da an gab es nur noch Freude – Freude auf das Segeln, auf die nächsten sechs Monate, fremde Länder und die neue Familie.

Wie sehr mir diese Menschen ans Herz wachsen würden, konnte ich damals ja noch nicht ahnen. Und sicherlich ging es nicht nur mir so – der Beginn von Ocean College war für uns alle eine besondere Zeit.

In diese Wachzeiten hineinzukommen, mit allen Aufgaben wie Wetter, Aufräumen, Wecken und Segelmanöver, war anfangs sehr viel auf einmal. Zusätzlich fanden wir uns gemeinsam an der Reling zum Fischefüttern – und wuchsen so aber auch sehr schnell zusammen. Nachdem sich alles beruhigt hatte, meldete sich mehr und mehr unser Kapitän Norbert. Er machte mit uns Unterricht, zeigte uns das Segeln und ermutigte uns ständig, unser Bestes zu geben.

Und obwohl wir erst knapp zwei Wochen unterwegs waren, warfen uns die allerersten Briefe kurz in Sehnsucht nach unseren Geliebten zu Hause.

Noch am Ankunftstag war die Frage: Wal, Hai oder Delfin? Damals löste allein der Gedanke an eines dieser Tiere Hoffnung und Vorfreude aus. Und so war es auch – unsere erste Delfinsichtung war begleitet von aufgeregten SeefahrerInnen, die staunend und strahlend an der Reling standen. Der erste „Kommt hoch, da ist ein Wal!“-Ruf sorgte erst für Unglauben und mündete kurz danach in völliger Begeisterung.

Und um mit allen drei gesichteten Tieren abzuschließen, darf natürlich der Katzenhai in San Blas nicht vergessen werden. Jede einzelne Sichtung war von Freude begleitet, doch der gut erkennbare, rausspringende Buckelwal war ein echtes Highlight.

Das Leben im Einklang mit der Natur hat uns ein neues Verständnis zu ihr geschaffen. Deshalb, liebe Eltern, wundert euch nicht, wenn ihr ab jetzt nachtaktive Jugendliche bei euch zu Hause habt, die um 04:00 nachts der Meinung sind, sie müssten nach draußen, um vor dem Haus Wache zu gehen.

Die Nacht auf See ist neben Kälte vor allem von Schönheit geprägt. Ohne Stadtlichter, die die Farbe der Nacht verfälschen und nur der Dunkelheit um einen herum, fängst du an zu sehen – und dann fällt dir auf, wie schön das silbrige Mondlicht auf dem schwarzen Ozean schimmert und die Sterne am Nachthimmel über dir leuchten. Ob Großer Wagen, Orion, Zwilling, Stier, Herkules und viele Sternenbilder mehr – wir haben sie gesehen.

Doch nicht nur die Nacht, auch die Sonnenauf- und -untergänge waren schon so oft ein Highlight für uns. Egal ob pfirsichfarben, knalliges Orange, sanftes Rosa oder feuerrot – der Himmel hat uns wunderschöne Verläufe gezeigt und gemeinsame Momente im ersten und letzten Tageslicht beschert.

Ich möchte jetzt noch über Zeit reden, denn für uns war sie sehr verwirrend. Anfangs fühlte sich jeder Tag wie drei an, der erste Monat wie eine Ewigkeit, und wir dachten uns: „Wozu noch in den Kalender schauen? Die Zeit scheint ihre eigene Idee zu haben, wie sie vergeht.“ Zum Ende hin verflog jeder Tag schneller, und plötzlich sind wir hier.

Wenn wir jetzt auf die Reise zurückblicken, passiert alles auf einmal und die Erinnerungen sind knapp aneinandergereiht. Es ist wirklich verrückt, wie die Reise so schnell und gleichzeitig so langsam nun ihr Ende findet.

Gedicht von Noam:

Ich hab hier jetzt zwar keine fette Torte,
dafür noch ein paar nette Worte.
Als ich eines Abends durch die Messe lief,
mich Toni plötzlich zu sich rief.
Dort angekommen fragte er adhoc:
Ey Noam, hast du vielleicht Bock,
’nen paar Zeilen zu reimen, so zum Abschluss –
das Angebot nahm ich mit Handkuss.
Jetzt steh ich hier vor Kind und Kegler,
und denk mir: „Oh, war’s ’nen Fehler?“
Eigentlich sollte ich doch nicht übers Dichten dichten,
sondern über uns’re Schiffsgeschichten.
Doch da gibt’s so viel zu erzählen,
dass mir gerad’ echt die Worte fehlen.
Ich versuch’s mal zu beschreiben –
ich könnt’ mir vorstellen, hier zu bleiben.
Die Leute, die ich einst nicht kannte,
die ich einmal Fremde nannte,
war’n ein halbes Jahr eine Konstante
und sind für mich jetzt wie Verwandte.
Eines kann ich jetzt schon wissen:
Ich werd’ euch alle krass vermissen.
In die Zukunft kann ich nicht sehen,
außer, dass bald alle gehen.
Doch nicht traurig sein – ihr müsst verstehen,
wir werden uns sicher wiedersehen.

Danke!

Doch diese Reise war nicht leicht. Bei all den schönen Momenten darf vor allem eines nicht vergessen werden: Die Herausforderungen. Vor Schwierigkeiten wurden wir jeden Tag aufs Neue gestellt.

Da waren die immer wiederkehrenden Aufgaben wie Grüner Plan und Reinschiff, für die wir jede Woche aufs Neue Energie aufwanden, um die Johnny ordentlich – oder sagen wir ehrlich – bewohnbar zu lassen.

Wovon wir alle viel zu wenig hatten: Schlaf. Eine große Menge Schlaf und ein wenigstens annähernder Rhythmus ist für uns ein wirklicher Lichtblick.

Ob schlaflose Nächte durch Hitze oder Sturm, Bewegungsmangel, Durchfallwellen, die sehr hartnäckige Borkenflechte (bei uns bekannt als Baum), Schwarzwasserfilter, die zunehmende Verblödung oder die nicht vorhandene Privatsphäre – wir haben alles überstanden.

Einer der größten Herausforderungen war die Backschaft. Vielleicht denkt ihr euch: Was soll an Kochen schon so schwer sein? Dann versichere ich euch:

Habt ihr noch nie für 37 Leute auf engem Raum bei starkem Seegang mitten in der Karibik gekocht. Ihr habt bestimmt noch nie am Herd gestanden, während das Essen von euch wegrutschte, und die Temperaturen so heiß waren, dass der Schweiß wortwörtlich von euch runtertropfte. Ihr habt nicht viermal am Tag abgewaschen, abends die Kombüse geputzt und über den ganzen Tag keine fünf Minuten Pause gehabt. Wir haben gelitten, aber wir haben gelernt.

Inzwischen hat sich jeder von uns zum echten Koch-Profi entwickelt, der selbst Lasagne, Pizza oder Knödel mit Leichtigkeit zubereiten kann.

Herausforderungen haben uns die gesamte Reise lang begleitet, doch an ihnen sind wir gewachsen – und durch diese sind wir stark geworden.

Genug von uns. Jetzt möchten wir das Wort an diejenigen Menschen richten, ohne die wir heute nicht hier stehen würden: unsere Eltern. Ihr begleitet uns beim Heranwachsen, ihr beschützt und unterstützt uns, und wenn wir Hilfe brauchen, nehmt ihr uns an die Hand.

Doch vor dieser Reise kam für euch der Zeitpunkt, loszulassen und eure Kinder in fremde Hände zu geben. Auch ihr seid mitgewachsen – nur eben an Land. So weit draußen im Meer waren wir auf uns selber gestellt. Für dieses Vertrauen in uns möchten wir uns bei euch bedanken.

Unser ganz besonderer Dank geht an Johan. Du hast nicht nur dafür gesorgt, diese gesamte Reise möglich zu machen, sondern auch Deine ganze Freizeit geopfert, damit ein Haufen durchgeknallter Jugendlicher zweimal über den Teich segeln kann.

Und selbst wenn dies deine achte OC-Reise ist, möchten wir nicht in Frage stellen, wie viel Mühe und Anstrengung Du in die Planung gesteckt hast. Wir bedanken uns bei Dir und dem gesamten Ocean-College-Team.

Nun zu den vier Personen, die sechs Monate lang Babysitter, Bespaßer und Organisatoren spielen durften: Unsere Lehrer. Euer Unterricht war echt MEGA GEIL. Ihr habt mit uns gelebt, habt unsere Sprache geprägt und seid Moms & Dads geworden. Vielen Dank für sechs Monate voller schöner Momente und Erinnerungen, die ein Leben lang bleiben werden.

Und an alle Schüler: Ihr seid die Besten. Mama y Papa lieben euch <3

Eine Frage an alle: Angels?
Gerufen: SIPPEN!

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Eine neue Reise beginnt

Datum: 20.04.2025
Position: Amsterdam

Ich weiß nicht genau, wie ich diesen Blogbeitrag beginnen soll – den letzten Blogbeitrag.

Am besten heute Morgen:
Wir sind alle sehr früh aufgestanden, um rechtzeitig fertig zu werden – um 10:45 wollten wir an der Schleuse sein. Wir mussten teilweise noch zu Ende packen, putzen (fegen, Betten abwischen und saugen, die Küche zu Ende putzen, …) und die Vorbereitungen für das Einfahren treffen.

Zum Beispiel mussten wir die Flaggen hissen – wir wollten nämlich noch einmal alle Flaggen hissen, aus den Ländern, in denen wir waren. Oder auch die Musikboxen vorbereiten und uns aufstellen, damit wir schnell in der richtigen Reihenfolge ins Rigg klettern können.

Das Gefühl der letzten Tage war eh schon sehr komisch, aber heute war es wirklich ganz anders … Alles fühlt sich nicht real an und als würdest Du die Situation von außen beobachten. Ich habe immer noch nicht verstanden, dass das alles gerade passiert ist und ich mit meinen Eltern und Geschwistern im Auto auf dem Weg nach Hause sitze.

Dadurch, dass sich der Alltag auf dem Schiff nicht wirklich ändert, auch wenn die Zeit an Bord weniger wird, spürst du nicht, dass es bald vorbei ist. Dadurch ist es jetzt wie ein Schlag ins Gesicht … ganz plötzlich, ohne dass Du Dich mental darauf einstellen konntest.

Wir haben alle unendlich lange gebraucht, um uns zu verabschieden. Es tut unendlich weh, zu wissen, dass ich morgen aufwache und über mir nicht Daniela liegt – oder generell keiner vom Schiff. Zu wissen, dass ich aufwache und das Erste, was ich hören werde, nicht der Generator ist.

Dass ich mich nicht neben die anderen zum Frühstück in die Messe setzen und über das Brot beschweren können werde, weil es entweder verbrannt oder nicht durch ist …
(Liebe Grüße an Toni – dein Brot war immer wirklich geil.)

Dass ich nicht an Deck gehen und nicht einfach aus dem Bullauge auf das Meer gucken kann.

Dass ich keine Nachtwache mehr machen kann, die ich immer so verflucht habe und mir jetzt so sehr zurück wünsche …

Das alles kann ich nicht mehr machen, können wir alle nicht mehr machen – und all diese Gedanken sind so schlimm, tun so weh.

Aber: Dafür habe ich jetzt Freunde in ganz Deutschland, durfte soooo viele verschiedene Länder sehen, habe so viel gelernt, so viele verschiedene Tiere gesehen (Landschildkröten, Meeresschildkröten, Leguane, Geckos, Salamander und andere Echsen, Quallen, Fische, Tintenfische, viele verschiedene Wale, z. B. Buckel- und Zwergwale, Delfine, ganz viele verschiedene Katzen, Hunde, Kühe und Pferde, Schmetterlinge, Frösche und Kröten – und noch so viele Tiere, dass mir grad nicht mehr einfällt … Wahrscheinlich werde ich später Schimpfe bekommen, weil ich dieses eine besondere Tier vergessen habe 😉

So viel haben wir erlebt – wir waren auf mehreren Vulkanen wandern, haben auf einer Kaffeefarm mitgearbeitet, sind zweimal über den Atlantik gesegelt, haben die verschiedensten Menschen kennengelernt, durften in unsere Masten klettern, haben eine Radtour auf den Azoren gemacht und Weihnachten in der Karibik gefeiert.

So viel haben wir erlebt und gelernt – und dafür hat sich alles gelohnt: Der Schmerz und das Heimweh, die Seekrankheit, die teilweise nach jedem Hafen wieder neu kam, die Nachtwachen, die Backschaft (vor allem in der Karibik, bei der wir teilweise im Bikini-Oberteil gekocht haben) und auch der Abschied heute am Pier,
denn wir werden uns alle ganz bald wiedersehen. ♥️🌊⛵️⚓️

Grüße von mir an die Johnny Gang:

Ich hab euch alle ganz doll lieb und liebe euch sooooooo sehr und ich freue mich schon, euch alle bald wiederzusehen …

Ich habe euch auf der Reise sehr ins Herz geschlossen – wir haben so viel erlebt und durchgemacht,
und ich bin fest davon überzeugt, dass unsere Reise jetzt nicht vorbei ist, sondern noch weitergeht – wenn nicht sogar gerade erst so richtig beginnt. ♥️

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The last day on Sea

Ship: Johnny
Date: 19.04.24
ETMAL: 135
Total distance: 13.996 sm
Nautical position: 5°27.4′ N 004°31.1′ E

Today, we started pretty early, at 06:30, to have enough time for cleaning. We had breakfast at 07:00 and then began distributing the cleaning tasks. I, for example, had the Achterschiff today – the back part of the ship. There, I cleaned all the sinks, used anti-mold cleaner in one of the showers and wiped the floor.

Before lunch, we took down all the sails for the last time and packed them using the blue Persenninge. At 14:30 we arrived at our anchoring spot in front of IJmuiden. It was a strange feeling being back here, seeing the course we took at the very beginning of our journey again on the computer’s map.

We spent the rest of the day continuing to clean and starting to pack our things. For dinner, we had tasty pizza for the last time. Now, we’re all enjoying the last hours and the last sunset on board we have together, before tackling the final tasks tomorrow – and finally seeing our families again.

Grüße:

Carlotta: Morgen sehe ich euch wieder!!! Ich weiss überhaupt nicht, was ich denken soll, heute war sehr emotional und alles irgendwie zuviel…ich freue mich aber auf jeden Fall auf euch und hab‘ euch ganz ganz doll lieb!

Bis morgen 🫣😳🥹

Flurina: Liebe Lenn, ich wünsch‘ Dir alles Gueti zum Geburi🎉 Viel Spass i dä USA❤️

Juno: Morgen ist es einfach vorbei und ich sehe euch endlich wieder. Ich freue mich sehr auf euch❤️❤️😘

Maja: An meine liebe Familie, auch wenn ich euch in den letzten sechs Monaten nur selten gegrüßt habe, wollte ich mir diese Chance für die allerletzten Grüße nicht entgehen lassen. Die letzten Stunden laufen und auch wenn es mir schwer fällt, diese Ende zu akzeptieren, freue ich mich schon unfassbar doll auf euch. Hab‘ euch ganz doll lieb, bis morgen❤️

Yannik: Döner, Ayran und Spezi bitte!

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Our time runs out…

Schiff: Johann Smidt
Datum: 18.April 2025
Position: Englischer Kanal
Nautische Position: 51°55,7‘N 002°51,3‘E
Etmal: 155 nm
Totale Distanz: 13.946 nm

Amsterdam kommt immer näher

Nur noch zwei Tage bis Amsterdam, in weniger als 48 Stunden werden wir mit unserem kompletten Gepäck von Bord sein und die Johnny so schnell vermutlich auch nicht wiedersehen.

Johnny News

Übersicht:

⁃ der erste April
⁃ San Malo
⁃ Sprachenwechsel
⁃ Planung der Ankunft
⁃ Passiv-/Aktivwachen
⁃ Das kleine Wasserproblem
⁃ Das kleine Stromproblem
⁃ Die Kälte
⁃ Steuerwettbewerb
⁃ Packen

Der erste April

Was passiert, wenn am ersten April drei Schiffe mit Jugendlichen im gleichen Hafen liegen? Genau, ein Haufen Chaos. Die diesjährigen Opfer/ Teilnehmer waren die Schiffe Regina Maris und Johann Smidt des Ocean Colleges und die Gulden Leeuw, repräsentierend HSHS. Wir waren tatsächlich eigentlich relativ friedlich gestimmt, was auch daran liegen könnte, dass wir der Reggie schon einen kleinen Streich gespielt hatten.

Dafür muss zuerst erwähnt werden, dass wir an unserem ersten Tag in Horta Besuch von Maxim und Kasper bekamen. Die beiden Lehrer der Reggie hatten einen großen Topf mit einer zwar harmlos aussehenden, aber uns dennoch sehr verdächtig erscheinenden Kartoffelsuppe im Gepäck. Dieser wurde prompt bei uns abgeliefert, da sie noch etwas übrig gehabt hätten – was ihn nicht vertrauenswürdiger machte.

Deshalb war die Suppe alsbald mit einer freundlichen Nachricht unsererseits auch wieder auf der Reggie aufzufinden, zusammen mit ein bisschen Verschönerung in Form von Fotostickern und einer schicken Unterhose als Flagge.

Eben jene Unterhose lebte die letzten zwei Monate in unserer Lost & Found-Box – wir vermuten, dass sie noch vom Touri-Törn während unseres Costa-Rica-Aufenthalts war. Mit dieser Aktion war das Verlangen nach Chaos von Seiten der Johnny eigentlich gesättigt. Doch wir hatten nicht mit der Gulden Leeuw gerechnet, denn wie schon in meinem letzten Blog erwähnt, bekamen wir Besuch.

„…wir kurz vor null noch Besuch von ein paar Schülern der Gulden Leeuw bekamen, scheinbar mit der Absicht, eine Verbündung gegen die Reggie einzugehen – doch war es wirklich so? Immerhin war es fast der erste April…“

Bei der Möglichkeit, die Reggie zu pranken, ließen wir uns natürlich nicht zweimal bitten. Doch die Gulden Leeuw war gerissen… Als wir nämlich gerade mit bei der Reggie waren, kamen erneut Schüler von HSHS zu unserem Schiff und ehe wir uns versahen, waren unsere Flaggen, unsere Schiffsglocke sowie eine unserer Tafeln verschwunden.

Die Reggie erlitt ein ähnliches Schicksal, sodass bald die Gulden Leeuw von multiplen Flaggen geschmückt war. Bemerkenswert war dabei, dass der Plan, mit uns zur Reggie zu gehen, eine schnell erfundene Notlüge war, als bemerkt wurde, dass wir noch alle wach waren. Leider wurde bei der nächtlichen Aktion die Flaggenhalterung der Reggie beschädigt, die sich ganz oben auf dem Großmast befand. Dies fand Marie, deren Schiffszuständige, verständlicherweise gar nicht lustig.

Auch unser neuer Kapitän Uwe war nicht gerade begeistert und da einige von der Reggie einen etwas sehr drastischen Rückschlag auf die Gulden Leeuw ausübten, herrschte am nächsten Tag etwas angespannte Stimmung – obwohl natürlich alle Errungenschaften zurückgebracht wurden. So wurde auch ein gewisser Watchleader der Reggie leider direkt wieder vom Boot gescheucht, als er zu Besuch kommen wollte.

Auch unsere Lehrer hatten sich in Zusammenarbeit mit denen der Reggie etwas für den ersten April überlegt. Deren Idee war es, mit gepackten Taschen beim jeweils anderen Boot aufzukreuzen und zu behaupten, die Lehrer würden die Schiffe tauschen – was ihnen dann aber wohl doch zu viel Arbeit gewesen wäre.

Saint-Malo

Unser nun endgültig letzter Stopp hat uns wieder nach Frankreich gebracht, nach Saint-Malo, was eine wunderschöne alte, aber auch moderne Stadt mit einer schönen Altstadt ist, die einer Mittelalterstadt sehr ähnelt. Dieser letzte Stopp hat uns das immer weiter nähernde Ende unserer Reise gleichzeitig klarer, aber auch schwerer begreifbar gemacht.

So waren wir wieder auf europäischem Festland, was auch definitiv bemerkbar war und uns die kurze Strecke nach Hause klarmachte – vor allem, wenn man bedenkt, dass wir von Saint-Malo bis nach Hause mit dem Zug weniger als einen Tag gebraucht hätten. Gleichzeitig fühlte es sich aber auch wieder so an, als ob wir immer noch mitten in der Reise wären – mit einem weiteren Landstop.

Wir hatten zum wirklich letzten Mal Free Shore Leave, hatten aber ohnehin nicht damit gerechnet, vor Amsterdam nochmal von Bord zu können. Es machte uns auch klar, dass wir immer noch eine Woche Zeit auf der Johnny haben – eine ganze Klassenfahrt, wie Jacob uns erinnerte.

Auf See fühlt sich die Zeit anders an, schneller und langsamer zugleich; die Tage verschwimmen oft etwas ineinander. Doch so wurde uns klar, dass es auch noch eine ganze Woche und nicht nur noch eine Woche ist.

Sprachenwechsel

Was viele von uns bei den vielen Stopps oft verwirrt hat, ist der Sprachenwechsel in so kurzer Zeit. Ich werde kurz die unterschiedlichen Stopps und deren Sprachen auflisten – und vielleicht können sich einige schon denken, was das Problem ist:

  • Amsterdam: Niederländisch
  • Vigo: Spanisch
  • Marokko: Französisch
  • Teneriffa: Spanisch
  • Kapverden: Portugiesisch
  • Martinique: Französisch
  • Costa Rica: Spanisch (für drei Wochen!)
  • Kuba: Spanisch
  • Bermuda: Englisch
  • Azoren: Portugiesisch
  • San Malo: Französisch

(Ich lasse manche aus, wenn wir nur zu kurz da waren.)

Wie man sieht, kamen wir oft von einem spanischsprachigen Land direkt in ein französisches, wo man sich erst wieder an die Sprache gewöhnen musste – und dann kam das Gleiche wieder andersherum. So ist vermutlich jeder von uns schon mal versehentlich in der falschen Sprache gegrüßt worden.

Planung der Ankunft

Wie Sie sicherlich auch schon mitbekommen haben, ist die Planung unserer Ankunft schon in vollem Gange – bzw. eigentlich schon beendet. Doch bei uns wurden inzwischen die Kleinigkeiten ausgearbeitet: Wer ist beim Einlaufen an den Leinen, wer darf steuern, wer darf auf den Schoner, wer darf aufs Groß, wird Musik gespielt, was für Musik wird gespielt, wann werden die Reden gehalten und so weiter und so fort.

Passiv-/Aktivwachen

Da wir nicht genug sind, um – mit Abzug von Steuerleuten, Kapitän, Maschinisten, Köchinnen und Backschaftlern – unser Konzept mit Backbord-/Steuerbordwachen weiterzuführen, gibt es nun Aktiv- und Passivwachen. Die aktive Wache ist die an Deck, die wirkliche Wache geht und die passive Wache muss in der Messe sein. Sie darf zwar schlafen, muss aber für den Fall arbeitsbereit sein.

Doch alles ist besser, als tatsächlich mehrere Tage hintereinander acht Stunden Wache am Tag zu gehen, was zu allgemeinem Schlafmangel geführt hat.

Das kleine Wasserproblem

Unser Wassermacher hat uns über die Reise gute Dienste geleistet und immer genug Frischwasser erbracht – aber nun hat er offenbar keine Lust mehr. Denn seitdem wir wieder aus Saint-Malo los sind, gibt es kein neues Wasser mehr. Glücklicherweise haben wir noch genügend in den Tanks gehabt.

Doch sieht ein Teil dieses Wassers aus wie Fanta – ist aber keine. Das liegt daran, dass sich im Tank entweder etwas abgelagert hat oder die Farbe des Inneren sich ablöst. Jedenfalls ist unser Wasser momentan gelb.

Das kleine Stromproblem

Letzten Sonntag wurde es zum dritten Mal auf der Reise plötzlich ganz still auf dem Schiff. Normalerweise hört man – selbst wenn der Motor nicht an ist – immer noch unseren Generator, aber dieser war auch ausgefallen. Wir waren gerade dabei, Pfannkuchen fürs Frühstück zu machen, da ging das Licht aus – sowie der Herd – und das war’s erst mal mit dem Frühstück.

André, Benjamin, Julius und Vera, unser erweitertes Maschinisten-Team, waren natürlich direkt daran, das Problem zu beheben. Aber wir mussten alle Lichter ausmachen, damit der Notstrom zumindest noch für alle Instrumente und Computer auf der Brücke reichte.

Jana und ich waren schon am Verzweifeln, was wir zu essen machen könnten, sollte der Strom nicht zurückkommen, da wir weder Herd noch Backofen noch Wasserboiler benutzen konnten – und auch den Kühlschrank möglichst nicht öffnen sollten, damit er nicht durch erneutes Runterkühlen Strom verbraucht.

Dass wir uns gerade im Englischen Kanal befanden und damit nur wenige Meilen sowohl von der französischen als auch der britischen Küste entfernt waren, beruhigte sehr. Zusätzlich sollten wir ohnehin an diesem Tag in Saint-Malo ankommen – und wir hatten genug Wind zum Segeln. Natürlich hat unser kompetentes Maschinisten-Team den Fehler alsbald lokalisiert und daraufhin auch sofort behoben. So konnten wir ganz gemütlich in Saint-Malo ankommen.

Kälte

Durch Wache müssen wir täglich vier Stunden am Stück in der Kälte des europäischen Frühlings ausharren, weswegen inzwischen der Wasserboiler im Dauereinsatz ist – für Wärmflaschen und Tees. Deshalb stieß ein kurzzeitiges Benutzungsverbot auch auf große Empörung.

Auch unser Ölzeug ist nun wieder immer in Benutzung, nachdem es ab Marokko kaum noch das Tageslicht sah. Nach meiner inneren Jahreszeiten-Uhr ist es übrigens gerade Herbst, denn es war warm, und jetzt ist es kalt.

Ein weiteres Problem ist die Kälte in der Messe, wenn wieder jemand die Schotten nicht zugemacht hat, und dass wir im Mädchenzimmer nicht heizen konnten, da der Platz vor der Heizung mit unseren Gummistiefeln vollgestellt war.

Steuerwettbewerb

Da nach Carlottas starker Performance von 12 Stunden ohne Pause durchsteuern keine weiteren Versuche unternommen wurden, ihren Rekord zu schlagen, kann Carlotta nun zur längsten Rudergängerin gekürt werden. Damit steht nun auch die weitere Platzierung:

  1. Platz: Carlotta (12 h)
  2. Platz: Fridolin (8 h 10 min)
  3. Platz: Toni (8 h 5 min)

Packen

Die Hälfte des gestrigen Tages haben wir mit Packen und Aufräumen verbracht. Die Bilgen wurden ausgeräumt, überall lagen Taschen rum – kurz: Es war ziemlich chaotisch. Obwohl wir inzwischen schon ein bisschen Übung darin haben, sind wir doch weit gekommen. Außerdem ist diesmal die Devise: Nur alles muss irgendwie von Bord.

Alles fertig Gepackte wird im Seegarten zwischengelagert und nur noch die wichtigsten Sachen sind noch bei unseren Betten. Das Schiff wird immer leerer, aber auch immer ordentlicher.

Wisst ihr noch als-Momente

  • Jacob an Weihnachten von den Jungs ins Wasser geworfen wurde
  • Als Daniela aus der Dusche gefallen ist
  • Nele ihren Geburtstag nachts mit Benji und Hannes gefeiert hat
  • Die Dschungelwanderung in Martinique
  • Baden an Halloween
  • „Lieber Gott, bitte mach, dass ich keine Fritten mehr holen muss“ – Benny „NEEEEIIIN“
  • Thees durch die Messe flog
  • In Bocas versehentlich ein Apple Pencil geklaut wurde
  • Toni antikapitalistische Einkäufe tätigte

Wofür habt ihr das meiste Geld ausgegeben?

  • Süßigkeiten
  • Kleidung
  • Alkohol (von Malte)
  • Essen
  • Fruchtsaft

Eure liebste Erinnerung?

  • Kaffeefarm + Sonnenuntergang aus dem Truck auf dem Rückweg vom Wasserfall
  • Quadfahren
  • Wasserfall auf der Kaffeefarm
  • Baden, Martinique, Sonnenuntergang
  • Erstes Sturmfrei auf San Blas
  • Strandbesuch Canoua
  • Schildkröten-Schnorcheln auf den Kapverden

Ein Mitbringsel:

  • Muscheln aus San Blas
  • Zigarren aus Kuba
  • Holzartikel aus Marokko
  • Kokosnuss von San Blas
  • Bri-Bri-Schüsseln
  • Viele Magneten

The End

Dies wird nun endgültig mein letzter Blog sein und hiermit verabschiede ich mich und sage schon mal: Bis IJmuiden.

Es sind nur noch wenige Meilen bis zu unserem Zielhafen und weniger als zwei Tage, bis wir die Johnny verlassen müssen. Während wir uns alle auf den Komfort und die Vertrautheit von Zuhause freuen, will niemand so recht, dass diese Reise, dieses Abenteuer, unsere gemeinsame Zeit, unser bester „Sommer“ zu Ende geht. Doch wir haben ja noch etwas Zeit…

Greetings:

Katharina: Nachträglich nochmal alles Gute zum Geburtstag, Papa. Bis Sonntag und wehe, Bossi ist nicht dabei!

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The End?

Ship: Johann Smidt
Date: 17th of April 2025
Position: English Channel
Geographical Position: 50°18.4′ N, 000°12.2′ E
Etmal: 161 nm
Total: 13,800 nm

The wind has softened. The seas, once wild and unrelenting, now carry us gently forward. After six months adrift in this great blue world, the outlines of France and England in the Channel have begun to take shape on the horizon. And with it, the realization: The journey is nearing its end.

What began as a longing – a quiet pull toward the unknown – became our daily rhythm. We traded sidewalks for swells, roofs for rigging and the noise of the world for the language of wind and wave. Life out here has been stripped down and soul-deep. There’s no hiding from yourself when the sea is your only mirror.

Looking back, it’s a blur of light and salt and laughter. We remember night watches under constellations that stretched forever, the sting of rain and the warmth of sun-baked decks. Islands that rose like dreams from the sea. Kind strangers – sometimes also students – with stories like ours. Moments of fear and many more of awe.

We learned that time moves differently on the water – recurrently faster and slower. We became more patient. And, in a way, more ourselves.

Now, as Amsterdam grows clearer, so too does our awareness of the shift that’s coming. We find ourselves preparing – deep-cleaning the boat, checking the charts, planning our arrival. There’s excitement, yes: The thought of long showers, fresh fruit, steady ground and familiar hugs.

But there’s a quiet ache, too. An unspoken knowing that something is ending. That this freedom- the kind only found in the wide, wild open – will be harder to hold onto when the boat is moored for good.

This voyage may be drawing to a close, but it has left its mark deep in our bones. The sea has taught us to slow down, to listen, to trust. And as we step onto land once more, we carry its lessons with us like talismans.
We’ll return to walls and roads and schedules – but something within us will always remain untethered.

Some journeys don’t end when you reach land; they echo on quietly, beneath the surface.

Perhaps this is not the end, but the beginning?

Greetings:

Maja: Liebe Mama, Happy Birthday! 🥳 🥂❤️ Zu Deinem Geburtstag wünsche ich Dir ganz viel Gesundheit, Energie und Freude. Nur noch ein paar mal schlafen, dann sehe ich Dich wieder und Du kriegst Dein Geschenk 😉 Bis dahin, fühl dich von mir gedrückt 🫂 Hab‘ Dich lieb ❤️

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Die Erinnerung

Schiff: Johnny
Datum: 16.04.2025
Position: Vor der Küste der Bretagne
Nautische Position: 49°45,5′ N, 001°58,1′ W
Etmal: 60

Die Erinnerung ist aus meiner Sicht etwas ganz Besonderes. An was erinnert man sich, an welchen Moment, an welche guten oder schlechten Erfahrungen? Erinnerungen macht man tagtäglich, sei es etwas zum Vergessen oder etwas, das einem für die Ewigkeit bleibt.

Ich glaube, eines der wichtigsten Dinge der Reise, die ich für immer behalten werde, ist die Erinnerung.

All die schönen Erinnerungen von den letzten sechs Monaten, die mich und die anderen so toll geprägt und verändert haben. Jeden Tag etwas Neues gelernt und jeden Tag neue Erinnerungen gemacht. Die Erinnerung daran, wie wir das erste Mal Briefe in Vigo bekommen haben und es sich angefühlt hat, als wäre Weihnachten.

Oder als wir auf Kap Verde das Fußballspiel mit der Reggie gewonnen haben, aber auch die Zeit in Costa Rica, wo wir den Spaß unseres Lebens hatten.

Ich glaube auch, dass wir in „kurzer“ Zeit so viele Erfahrungen gemacht haben, dass man sich nicht mal mehr an alles erinnern kann. Ich weiß noch ganz genau: Auf dem Weg von Marokko nach Teneriffa habe ich mich gefragt, was ist das Ziel der Reise? Costa Rica?

Helene meinte, die Reise ist das Ziel. In dem Moment konnte ich noch nicht ganz verstehen, was sie damit meinte, aber inzwischen habe ich verstanden, dass es nie so wirklich das Ziel gibt, sondern mehr ein „Ziel“ ist, die schönsten Erinnerungen mit seinen Freunden zu sammeln.

Ich glaube, dass diese Reise genau das auch bewirkt hat: Erinnerungen fürs Leben zu machen, Freunde fürs Leben zu finden und zu lernen, was Leben bedeutet – und es zu genießen. Ich glaube, eine der schönsten und emotionalsten Erinnerungen werden wir alle in ein paar Tagen erleben.

So, genug mit dem kitschigen Slang, wie mein Papa sagen würde.

Hier noch eine kleine Zusammenfassung von unserem Tag:

Frühstück gab es heute um 07:00. Danach war All Hands gefragt – in einer Kälte mit schöner Sonne. Das Wetter hat mich ein wenig an einen sonnigen Wintertag erinnert. Nach Aufklarierung des Decks ging’s schon los zur Schleuse. War wieder sehr spannend, da durchzufahren.

Nachdem wir die Schleuse hinter uns hatten, verließen wir schlussendlich das wunderschöne Saint Malo. Nach Ende der Revierfahrt wurden dann die Vollbesegelung ausgefahren und Kurs durch den Englischen Kanal genommen.

Sonst ist heute nicht viel passiert. Wir haben einen Film geschaut und abends richtig viele schöne Delfine gesehen.

Grüße:

Julius: Hallo liebe Fam. Eigentlich hatte ich versprochen mehr Grüße zu schreiben aber die Zeit verfliegt und es passiert so viel, dass ich das ein wenig vernachlässigt habe. Ich habe aber sehr oft an euch gedacht und hoffe, euch gehts gut. Mir geht es wie immer bestens. Ich hab‘ sehr viel zu erzählen und freue mich schon sehr auf euch. Hab‘ euch ganz doll lieb ❤️❤️

Juno: Maman, Papa, Lauri und Mausi, ich freue mich sehr auf euch, so langsam merke
ich wie ernst es jetzt ist und dass es nur noch drei Tage sind… ich habe euch lieb und bis in drei Tagen😘😘 P.S.: Wärt ihr so lieb mir eine Mate mit in den Hafen zu bringen? Dankee Bussi❤️❤️❤️

Carlotta: Der Text, den Julius geschrieben hat, beschreibt unsere Reise sehr gut und ich denke sehr ähnlich. Und es hört ja auch nicht auf- die nächsten Tage werden wir weiter Erinnerungen sammeln und vor allem den Tag, an dem wir ankommen und ich euch alle wieder in den Arm nehmen und umarmen kann, werde ich wahrscheinlich für immer in Erinnerung behalten…Mami, Papi, Oscar, Frida ich hab euch sooooooo lieb❤️❤️❤️❤️❤️

Jana: An Mama und Papa, es ist schon nen Moment her aber ich hab‘ neulich den Auflauf gemacht, die Nudeln waren etwas verkocht und der Wirsing nicht ganz durch, es hat mich aber trotzdem voll an zu Hause erinnert. Lieb‘ euch!

Olivia: Hallöööchen!! Ich freue mich unfassbar, euch bald wieder in den Armen zu haben – Mamaaa, könntest Du mir nach Amsti Kopfhörer mitbringen (mit USB-C anschluss) und ein Kopfkissen für im Womo schlafen? DANKESCHÖN !!
Bussi, hab‘ euch lieb 😘❤️

Leonie: Hi Mama,Papa,Alia, wir sehen uns in Amsterdam. Ich freue mich so sehr, euch dann zu sehen❤️

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Letzter Landtag / -Blogbeitrag / -Tag in St. Malo

Schiff: Johnny
Datum: 15.04.2025
Position: St. Malo, Frankreich
Nautische Position: 48°39.085’N 002°00.916’W
Etmal: 0
Gesamt: 13.605 nm

Der Tag begann mit Helenes Unterricht. Sie unterrichtete Italienisch, wir haben einen Lückentext bekommen.

Daraufhin wurden Aufgaben verteilt: Manche haben ein altes Segel (die Baumfock) zerschnitten, um sich ein Stück mit nach Hause zu nehmen, andere mussten Seekarten korrigieren, andere haben die warme Dusche (Briefe an uns) weitergeschrieben und ich habe aus der Jungsbilge meine Tasche rausgeholt und mit dem Packen begonnen.

Als ich gerade damit fertig war, durfte man sich ein Stück vom Segeltuch aussuchen. Viele haben es von allen unterschreiben lassen.

Um 15:00 sind wir gemeinsam Richtung Altstadt spaziert und haben uns die Kirche angesehen. Die war mega schön, durch die verwinkelten Räume, die diese Kirche besonders machen.

Hier ein kleiner Einblick:

Daraufhin hat uns Maja zum Fort National (kleine Insel) hingeführt, die nur bei Ebbe zu erreichen ist. Der Tidenhub beträgt bis zu zwölf Meter!

Da haben wir die kleine Insel ein bisschen erkundet und dann „free shore leave“ bekommen.
Ich war mit den Mädchen unterwegs, die wollten shoppen gehen. Im ersten Geschäft, kaum dass ich mich versah, hatte ich diese Kleidung an.

Nach dieser Aktion bemerkten wir, dass wir eine zu große Gruppe sind und haben uns aufgeteilt. Am Ende haben wir uns doch wiedergefunden.

Auf dem Weg zum Schiff haben wir die Jungs getroffen. Jeder hat sich etwas zu essen gemacht, ich habe mir Bratkartoffeln mit Ei gemacht – „wie ich es vermisst hatte“.

In der gleichen Zeit haben Jana, Fufu, Anna L., Carlotta, Nele, Frieda, Dän, die sich bei jedem Stopp eine Kette gekauft hatten, daraus eine neue Kette gebastelt – mit je einer Perle pro Stopp. Viele haben den Abend ausklingen lassen oder ihre Segeltücher weiter designt.

Das war mein letzter Blogbeitrag.

Damit bricht die letzte Woche an – 7 Tage noch, bis alle ihre Familie wiedersehen.

Wir waren bis jetzt 25 Wochen unterwegs, ohne Pause.

Wir haben in der Zeit jeden Tag etwas Neues gelernt und sind immer an einem anderen Ort eingeschlafen und woanders aufgewacht.

Wir haben neue Freunde fürs Leben gefunden.

Ab jetzt werden wir in ganz Deutschland reisen, um unsere Freunde wiederzusehen.

Ab sofort haben wir in ganz Deutschland Freunde – egal, wo man ist!

Diese Reise war für uns eine Weiterentwicklung, die uns ein Leben lang begleitet – so wie auch die Erinnerungen und die Geschichten, die man erzählt.

Wir hatten … Seetage!
Wir hatten … Landtage!
Wir hatten … Landstops!

Das war’s von mir.

Liebe Grüße KiKi

Ich vermisse euch jetzt schon. Ihr seid mir ans Herz ❤️ ❤️❤️ gewachsen.

Grüße:

Litti: Hi Ma, kannst Du mir n blaues el tony mitbringen nach Amsterdam? Dankeschön❣️Hab‘ Dich lieb❤️❤️❤️❤️

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Letzter Landgang

Schiff: Johnny
Datum: 14.04.2025
Position: St. Malo, Frankreich
Nautische Position: 48°39.085’N 002°00.916’W
Etmal: 0
Gesamt: 13.605 NM

Heute war einer der letzten Tage, an denen wir Free Shore Leave im schönen St. Malo hatten.

Doch zuerst mussten noch das Großsegel getauscht und einige Korrekturen an den analogen Seekarten vorgenommen werden. Die exakte Durchführung dieser Korrekturen ist von großer Bedeutung, da sonst neu hinzugekommene Gefahren – wie zum Beispiel eine Sandbank – nicht verzeichnet wären.

Ich finde es sehr beeindruckend, wie selbstständig wir jetzt gegen Ende dieser Reise mit solchen Aufgaben umgehen. Das Handover hat, so denke ich, einen nicht unerheblichen Teil zu dieser verantwortungsbewussten Arbeitsweise beigetragen.

Nach dem Mittagessen, das unter der Aufsicht unserer Köchinnen zubereitet wurde und sehr delikat war, folgte eine Deutsch-Unterrichtseinheit mit Ella, in der unsere Grammatik auf ein neues Niveau gebracht wurde. Es ging in erster Linie um die Entscheidung zwischen das/dass und den Unterschied zwischen wie und als.

Den Nachmittag verbrachten wir damit, die schönen, verwinkelten Gassen der Stadt zu erkunden und an der berühmten Steinmauer der Altstadt entlangzuspazieren. Saint-Malo ist eine sehr idyllische Hafenstadt, in welcher die Gemäuer und Kathedralen viel Geschichte beherbergen.

Als sich der Tag dem Ende zuneigte und sich in unseren Mägen ein Gefühl der Leere breitmachte, suchten wir ein Restaurant auf, in dem wir zu Abend aßen.

Grüße:

Benjamin: Liebe Mutti, lieber Vatti, liebe Nora, ich freue mich, wenn wir uns bald wieder sehen.

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Reflections on the Journey’s End

Ship: Johann Smidt
Date: 13.04.2025
Position: Saint-Malo
Nautical Position: 48°39.1’ N, 002°00.9’ W
Etmal: 142 nm
Total distance: 13,605 nm

Every journey – whether it’s across the ocean, over land, or through our own thoughts and feelings – always comes to an end. The last day, the final sunset, the last conversation – they don’t always come with a big announcement. Often, they arrive quietly, like a shadow in the night and we only realize: The end is near.

The end of a journey isn’t just about reaching a destination or going back to old routines. It’s a moment to stop and think and sometimes, even feel a bit sad. We start asking ourselves: 

Am I the same person who set out on this journey, or have I changed in some way – through all the people I’ve met, the things I’ve learned, and the detours I’ve taken?

Some philosophers might say that in every ending, there’s a chance to see ourselves more clearly. After all, a journey – because it has an end – reminds us that life itself is temporary. What is life if not a journey we can’t predict, with no way of knowing exactly how long it will last? Along the way, there are stops that we often only understand later.

But the end of a journey doesn’t always mean something is lost. It can also be a chance for change and growth. Going back home or finishing something doesn’t erase the journey—it completes it.

The most powerful thing about endings is that they help us notice the present more. When we know something is about to end – a conversation, a day, a journey – we start paying more attention. We listen more closely, see more clearly, and feel more deeply. The closer we get to the end, the more we appreciate each moment.

So, the end of a journey isn’t something empty, but rather a quiet peak. It’s the time when we pause, look back, and – if we’re ready – realize that every journey is not just about moving through the world, but about moving closer to ourselves.

And maybe that’s the real meaning of any journey.

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Ein Tag als 1. Schülersteuerfrau

Schiff: Johnny
Datum: 12.04.2025
Position: Englischer Kanal
Nautische Position: 49°30,3’N 005°37,3’W
Etmal: 180
Gesamt: 13.463 NM

Die zweite Woche unseres Handovers ist schon fast vorbei und da ich diese Woche die Position der ersten Steuerfrau übernommen habe, wollte ich euch einmal einen kleinen Einblick in meinen Tag geben, der sich aber zugegebenermaßen schon ziemlich von den anderen Tagen abhebt.

04:00–08:00 Wache

Als erste Steuerfrau habe ich die Wache von 04:00 bis 08:00, zu der ich mal wieder vergessen wurde zu wecken. Ich habe mir also schnell mein Ölzeug übergezogen, mir eine Wärmflasche gemacht, weil es selbst in der Brücke echt kalt ist und bin dann noch gerade so pünktlich zur Wachübergabe oben gewesen. Pünktlich heißt natürlich fünf Minuten vor vier, denn: „Fünf Minuten vor der Zeit ist des Seemanns Pünktlichkeit“.

Bei der Wachübergabe wird dann immer erzählt, welchen Kurs wir mit welcher Geschwindigkeit fahren, wie stark der Wind aus welcher Richtung kommt sowie besondere Vorkommnisse während der Wache.

Während der Wache muss ich dann regelmäßig mit einer Person aus der Wache eine Decksrunde machen. Dabei schauen wir, ob sich irgendwelche Leinen gelöst haben oder auch andere Dinge an Deck einfach nicht klar sind und klaren diese dementsprechend dann auf.

Ansonsten ist meine Aufgabe, auf den Kurs zu achten. Das heißt, ich muss schauen, ob von der Wache der richtige Kurs gesteuert wird, ob wir den Kurs aufgrund von Strömung oder Wind anpassen müssen oder ob wir irgendwelchen anderen Fahrzeugen ausweichen müssen.

Zudem kontrolliere ich auch zwischendurch, ob wir mit unserem aktuellen Kurs überhaupt an unser gewünschtes Ziel kommen bzw. welchen Kurs über Grund wir fahren müssen, um unser gewünschtes Ziel zu erreichen.

Um 05:00 UTC (06:00 unsere Zeit) kommt dann immer der neue Wetterbericht. Dieser muss auf den Computer in die Wetterkarte geladen werden und anschließend wird unser Kurs dort eingetragen. Das mache ich jetzt schon seit vorgestern selber, nachdem Thomas (der eigentliche 1. Steuermann) mir die Tage vorher gezeigt hat, wie das geht.

Die 04:00 bis 08:00 Wache ist meine Lieblingszeit, da man am Morgen immer merkt, wie langsam Leben ins Schiff kommt, wenn alle aufstehen – und natürlich den Sonnenaufgang hat. So auch diesen Morgen wieder.
Nachdem wir von der 08:00 bis 12:00 Wache abgelöst wurden, konnten wir dann frühstücken gehen und anschließend habe ich mich noch einmal hingelegt, da der Schlaf, den man vor der 04:00 bis 08:00 Wache bekommt, häufig nicht ganz ausreicht.

Um kurz vor 11:00 wurde ich dann wieder geweckt, da wir um 11:00 während des Handovers immer unser Schülercrewmeeting haben. Dort besprechen wir Sachen, die gerade so anstehen oder vielleicht stören, die dann von unserem Schülersprecher Noam, der Schülersprecherin Anna L. oder unserem aktuellen Schülerkapitän Julius in das große Crewmeeting weitergegeben werden. Meistens haben wir jedoch nicht besonders viele Punkte, weshalb wir damit relativ schnell durch sind.

Später, nach dem Mittagessen, klingelte es dann zum Reinschiff und wir haben die verschiedenen Aufgaben zugeteilt. Gemeinsam mit Flurina und Anna L. war ich dieses Mal vom Reinschiff befreit, da wir das Kartenkorrekturteam sind und noch ziemlich viele Karten korrigiert werden mussten. Also haben wir die Zeit während des Reinschiffs genutzt, um dies zu tun. Schneller, als wir gucken konnten, ist die Zeit jedoch dahingeflogen und wir waren noch lange nicht fertig, als wir schon wieder aufräumen mussten.

16:00–20:00 Wache und das Problem mit der Waschmaschine

Unmittelbar nach der Wachübergabe schallte dann der Generalalarm durch das ganze Schiff. Wie wir es so oft geübt haben, kamen alle mit ihren Rettungswesten heraus und haben sich auf dem Vordeck gesammelt. Dort hieß es dann, dass unsere Waschmaschine Feuer gefangen hat und der Steuerbord-Waschraum brennt.
Zuallererst mussten wir natürlich feststellen, ob alle da sind, und haben mit Entsetzen festgestellt, dass Kyrill fehlte.

Also wurde ein Teil losgeschickt, ihn zu suchen, während sich die anderen schon einmal auf ihre Aufgaben vorbereiteten. Wir haben eine Sicherheitsrolle an Bord, in der jeder Person für die Szenarien Feuer, „Person über Bord“ und „Verlassen des Schiffes“ eine Aufgabe zugeteilt ist sowie in welche Rettungsinsel sie gehen, wenn wir das Schiff verlassen sollten. Welche Aufgaben wir dort jeweils haben, mussten wir alle am Anfang der Reise auswendig lernen, weswegen alle sofort wussten, was sie zu tun hatten.

So kam es, dass Daniela, die dem Geräteträger hilft und dementsprechend die Ausrüstung geholt hat, das Schott zur Proviantlast aufgemacht hat und dort Kyrill vorgefunden hat. Dieser lag blutverschmiert auf dem Boden. Auf seiner Wunde am Bein lag ein Handtuch, und er war erst einmal nicht ansprechbar. Als er jedoch kurz danach wieder bei Bewusstsein war, hat er sein qualvolles Leiden sehr deutlich zum Ausdruck gebracht.

Während das Erste-Hilfe-Team anfing, den Verletzten zu bergen und aus dem Gefahrenbereich hinauszubringen, gingen die anderen weiter ihren Aufgaben nach, um den Brand bestmöglich einzudämmen. Dazu gehörte unter anderem, den Verschlusszustand herzustellen, wofür ich mit eingeteilt bin.

Es hieß dann, dass sich das Feuer ausbreiten würde und die 4-Kammer im Vollbrand stehe. Schließlich sollten auch noch die Pumpen ausgefallen sein und als keine unserer Bemühungen mehr etwas nutzten, hieß es, wir sollen uns zum Verlassen des Schiffes klarmachen.

Dafür haben wir uns schlussendlich alle wieder auf dem Vordeck gesammelt, wo auch der Verletzte bereits so gut es ging versorgt wurde. Dort haben wir dann durchgesprochen, wie die Feuerlöschübung gelaufen ist. Denn das Ganze war zum Glück nur eine Übung – was wir natürlich auch alle schon vor der Übung wussten, nur ich fand es irgendwie lustiger, wenn ihr Lesenden das erst jetzt erfahrt.

Zusammengefasst ist die Übung aber bis auf ein paar Kleinigkeiten ganz gut verlaufen und war auf jeden Fall mal deutlich realitätsnäher als unsere vorherigen Übungen.

Wir segeln wieder!

Nach dem Abendessen haben wir dann trotz relativ schwachem Wind die Segel gesetzt. Dabei sind wir von achtern nach vorne gegangen. Da ich als Steuerfrau der A-Wache dem Vorschiff zugeteilt bin, waren wir somit als Letztes mit dem Segelsetzen dran.

Während des Manövers hatte ich das Kommando über das Vorschiff, da Thomas sich währenddessen um die Navigation gekümmert hat. Wir hatten aber soweit keine Probleme beim Setzen und konnten zuerst die Baumfock und dann den Klüver setzen. Dabei wurden wir die ganze Zeit von einem sehr schönen Sonnenuntergang und Mondaufgang begleitet.

Grüße:

Frieda: Nina, der Blogbeitrag von gestern ist leider schon draußen, von daher jetzt hier einmal alles, alles Liebe nachträglich zum Geburtstag! Ich hoffe, Du hattest einen tollen Tag und ihr habt schön gefeiert.

Carlotta: Huhu, ich denk‘ jeden Tag an euch, bald sind wir einfach wieder da… ich weiß nicht, was ich denken soll. 🙂🙃 aber ich freue mich auf jeden Fall, euch alle wieder in den Arm zu nehmen ❤️❤️❤️
Papi, wenn du es schaffst, kannst du indischen Reissalat mitbringen? Wahrscheinlich wird es nicht funktionieren, aber wenn, würd‘ ich mich freuen😉

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